Donnerstag, 3. Februar 2011

Zurück im Alltag

Seit 2 Wochen hat der Unterricht angefangen und der Alltag hat mich wieder.
Meine Klassen sind nicht mehr dieselben, einen großen Unterschied zum letzten Semester gibt es aber nicht.
Dieses Semester begleite ich zum Beispiel nicht mehr die Englischlehrerin in dei Grundschule sondern habe eine eigene Kindergartenklasse. Das gefällt mir sehr gut, obwohl ich doch auch meine Kleinen aus der Grundschule vermisse, selbst die, die mir immer die größten Schwierigkeiten bereitet haben.



Auch meine Studentenklassen haben sich verändert. Sie sind jetzt ein bisschen größer und auch die Level haben sich verändert.
Eine dieser Klassen besteht bis auf ein Mädchen nur aus Jungs, und diese Jungs sind alle zusammen die größten Machos der Universität.
Diese Klasse wird eine große Herausforderung nicht nur in dem Aspekt, meine Autoriät unter Beweis zu stellen, sondern auch, die Geduld zu bewahren, wenn sie mal wieder nicht aufpassen, sondern mich mit irgendwelchen Sprüchen beeindrucken wollen.
Doch ich nehme diese Herausforderung gerne an und habe jetzt wenigstens immer Geschichten zu erzählen, wenn ich aus der Klasse komme :)
Sonst habe ich noch eine weitere Englischklasse auf für mexikanische Verhältnisse recht hohem Niveau und 2 Deutschklassen.
Die Deutschklassen sind für mich immer etwas schwieriger, denn auch wenn es doch eigentlich meine Muttersprache ist, ist mir die Grammatik im Englischen um vieles klarer als im Deutschen. Eine Regel für den Plural? Was ist der Akkusativ und warum gibt es überhaupt verschiedene Fälle?
Mittlerweile bin ich wirklich dankbar, in der Schule Latein gelernt zu haben, denn ohne dieses Fach wäre meine Grammatkkenntnis noch um einiges lückhafter.



Jetzt heißt es also wieder jeden Tag rein in die Uniform, ab ins Institut und unterrichten.
Nach dem Urlaub hatte ich, um ehrlich zu sein, überhaupt keine Lust, zurückzukommen, einfach weil Amerika mir so gut gefallen hat und so komplett anders war, aber mittlerweile gefällt es mir wieder richtig gut hier. Auch wenn es an manchen Tagen ein bisschen "schwerfällig" vorangeht macht mir das Unterrichten hier Spaß und auch das Leben hier gefällt mich gut.
All diese kleinen Dinge hier, die Jungs, die nachts kommen um den Mädchen eine Serenata zu singen, die familiäre Stimmung, das Essen im Comedor, die Leute hier, das Eis in Navojoa.. all das sorgt dafür, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich bis jetzt machen durfte und freue mich und bin schon sehr gespannt, was wohl so alles in der 2. Hälfte auf uns zukommt.

Mittwoch, 5. Januar 2011

LA und San Francisco



Unser Urlaub in der Zivilisation. Und es war wunderbar.
Kurz vor Weihnachten gings mit dem Bus über 30 Stunden über die Grenze und ab in die USA.
Nach einer eher unspektakulären Fahrt kamen wir übermüdet in San Jose an und standen vor der Frage, wie wir jetzt, um 10 Uhr abends, noch nach San Francisco kommen. Ich muss zugeben, wir haben uns, etwas blauäugig, keine wirklichen Gedanken gemacht, wie wir dann nach der Busfahrt noch in unser Hostel kommen.
Der Busfahrer war leider nicht besonders hilfreich, aber nach einem etwas komplizierten Telefonat mit der Taxizentrale, einer abenteuerlichen Taxifahrt, gerade noch dem vorletzten Zug nach San Francisco und dann einer kostenlosen Stadt- uns Straßenkarte an der Zugstation haben wir dann irgendwann endlich unsere Betten erreicht.
Das Hostel, das wir uns gut Glück im Internte rausgesucht haben, war total gemütlich (Blumentapete der 60er an den Wänden, Sofas und ein kleiner Weihnachtsbaum in der Empfangshalle), die Zimmer hatten sogar ein eigenes Bad und unsere Zimmernachbarn waren auch echt nett und sympathisch. Naja bis auf ein paar kleine Ausnahmen.



An unserem ersten Tag in San Francisco wurden wir von strahlendem Sonnenschein und dem Duft von pancakes geweckt. Das war fast das beste an unserem Hostel. Jeden Morgen konnte man sich da nämlich kostenlos seinen pancakes machen, zusammen mit Syrup und Kaffee ein wunderbar leckeres Frühstück. War auch wirklich lustig, vor allem weil wir immer neue Leute getroffen haben. Und immer waren Deutsche dabei. Witzig, mal wieder die verschiedensten deutschen Dialekte zu hören.
Da das Wetter so gut war, was für diese Jahreszeit übrigends nichts selbstverständlich ist, sind wir durch Chinatown, über den Ficherman`s Warf zur Golden Gate Bridge gelaufen und haben die wunderschöne Stadt genossen. In den nächsten Tagen kam dann noch das berühmte Hippieviertel, der Golden Gate Park, die Bay Bridge, Downtown, Union Square und noch viel mehr. Ist zu viel, um alles genau zu beschreiben, aber wir hatten wunderschöne Tage und die Fotos erzählen ja ihre eigenen Geschichten.
Jeden Tag haben wir immer wieder neues erlebt, gesehen, neue Leute kennen gelernt und sind einfach wahnsinnig viel gelaufen. Immer wieder Berg rauf, Berg runter, Berg rauf, Berg runter.
Am Weihnachtstag waren wir einkaufen und haben uns, dieses eine Mal in ganzen Jahr, im Konsum richtig schön ausgetobt.
Abends sind wir dann zu Feier des Tages in einem italienischen Restaurant essen gegangen, im Gegensatz zu den anderen Tagen, an denen wir uns von Fastfood oder anderem eher billigen Essen ernährt haben, um Geld zu sparen ;)
Hier kommen jetzt erst mal die Fotos aus San Francisco.




Das wunderschöne Panorama von Treasure Island aus.






Karten schreiben im Starbucks. Lernt man noch viel mehr zu schätzen in Mexico!






Golden Gate Park. Dieses viele Grün hat uns umgehauen!




Die berühmt-berüchtigte Golden-Gate-Bridge, die aber wirklich sehr schön und vor allem sehr fotogen ist.


"Unser" kleiner, aber sehr feiner Park.




China-town, eine der größten in den USA.


Union Square

Nach 6 Nächten in San Francisco und einem Kopf voll von wunderbaren Eindrücken sind wir dann am 28.12. mit einem Greyhound-Bus in Richtung Los Angeles gefahren, dem 2. Punkt unserer Reise. Wir hatten vorher schon die abenteuerlichsten Geschichten über Greyhound gehört, dachten uns aber, dass das ja alles gar nichr stimmen kann.
Am Anfang hat auch noch alles gut geklappt. Wir waren mit 2 anderen Deutschen unterwegs,
die im gleichen Hostel waren und zufällig den gleichen Bus gebucht hatten.
Das erste, was mich ein bisschen irritiert hat war, dass der Busfahrer an einer Raststelle einfach 2 Frauen zurückgelassen hat, nur weil sie nicht rechtzeitig wieder im Bus waren. War im egal, wie die dann weiter kommen sollten. I have to stay in my schedule! Also bitte!
Naja und das 2. war dann, dass so circa 2 Stunden, bevor wir angekommen sind, der Bus Probleme mit den Reifen oder der Gangschaltung oder was auch immer bekommen hat. Jedenfalls saßen wir hinten im Bus und die ganze Zeit sind wir wie in einer Achterbahn auf unseren Sitzen hoch und runter gehüpft, was ja am Anfang wirklich noch lustig war, nach einer viertel Stunde aber wirklich angefangen hat, mir und allen anderen auf die Nerven zu gehen. Der Fahrer hat behauptet, das sei normal, aber zum Ende hin ist dann auch er nervös geworden.
Wie auch immer, wir haben es grade noch so bis zum Busbahnhof in LA geschafft, an dem wir dann gegen Abend mit einiger Verspätung angekommen sind.
Trotz der Erfahrung in San Francisco waren wir wieder komplett unvorbereitet und hatten keinen blassen Schimmer, wo wir waren, geschweige denn, wo unser Hostel ist. Aber auch hier hatten wir das Glück wieder auf unseren Seite und haben ohne größere Probleme den richtigen Bus, die richtige Straße und das richtige Haus gefunden.
Und das Hostel war der Wahnsinn. Wir kamen durch die Tür und standen etwas verblüfft in einem Art Wohnzimmer, die Besitzer haben Wii gespielt und wir wurden begrüßt mit: Hey, willkommen zuhause. Setzt euch doch erst mal hin.



Das Hostel (Duo Housing, sehr zu empfehlen ;)) glich eher einer rießen WG als einem Hostel und die Leute kamen mir vor wie eine große Familie, von der wir dann mit der Zeit auch ein Teil wurden. Nach einer kurzen Tour durchs Hostel und den Regeln (Wart ihr schon mal in einem Hostel? Oke, gut, die Regeln sind gleich) haben wir uns an den Tisch in der Küche gesetzt, ein bisschen gekocht und uns unterhalten. Die Menschen dort waren alle ohne Ausnahme total offen, durchgeknallt und sehr liebenswert.
Unser erster Tag in LA war leider etwas enttäuschend. Es hat geregnet, Downtown LA war einfach nur hässlich und die Stimmung war kurz am Boden.
In den nächsten beiden Tagen waren wir dann allerdings an Venice Beach und in Hollywood, und diese beiden Tage waren wieder wunderschön. Der Strand in LA war einfach traumhaft, die Strandpromenade voll von Kreativlingen und Sportlern, allgemein war die Atmosphäre entspannt und man hat sich einfach wohlgefühlt.
An Silvester waren wir in Hollywood und das war einfach verrückt. Wir sind mittags los, sind den kompletten Walk-of-Fame abgelaufen, haben die teuren Hotels bestaunt und ein bisschen in das Leben der Reichen und Berühmten geschnuppert. Und doch muss ich sagen, dass alles im Fernsehen viel glamuröser uns exklusiver wirkt. Wir sind dann in Hollywood geblieben und standen Punkt 12 direkt vor dem Kodak-Theater (für alle, die es nicht wissen: hier werden jährlich die Oskars verliehen. UUUH ja ich wei ich bin cool ;)) in einer rießen Menschenmenge und haben nach einem Jahresresüme und neuen Vorsätzen bei Subways dem neuen Jahr entgegengefiebert.
Der Jahreswechsel war dann ein bisschen enttäuschen, so ganz ohne Sektkorken-knallen, Countdown und Feuerwerk. Das wird nämlich in dem patriotischen USA alles für den Independence-day im Juli aufgehoben.
Insgesamt war aber trotzdem schön und ein neuer, mal ganz anderer Start ins neue Jahr.
Am nächsten Tag hieß es dann leider schon wieder Goodbye USA und auf, zurück nach Mexico.
Als Resümee kann ich sagen, dass es ein wunderbarer Urlaub war, in dem ich sehr viel erlebt habe, tolle und auch teilweise ein bisschen wunderliche Leute aus der ganzen Welt (Südafrika, China, Japan, Kolumbianer, Brasilianer, Australier, Amerika und natürlich lauter Europäer) kennen gelernt habe und einfach eine tolle Zeit hatte.


Jaja, das berühmte Hollywood-sign. Gar nicht so spannend in der Realität.




Hollywood Blvd






Die Strandpromenade von Venice Beach.



Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachten...



Ja, unser Weihanchten wird anders sein als das Weihnachten in Deutschland.
Genau wie auch die Adventszeit anders war als in Deutschland. Nach einem kurzen "Tief" ist es wieder richtig warm geworden, man kann ohne Probleme in T-Shirt und kurzer Hose draußen in der Sonne liegen. Seit die ganzen Studenten nicht mehr hier sind, ist von Weihnachten eigentlich nicht mehr viel zu spüren. Die ganzen posadas sind vorbei, ich habe mich an den Stoffweihanchtsbaum auf dem Campus gewöhnt und auch der ganze andere Rest der Deko fällt mir nicht mehr auf.
Morgen ist es soweit, es geht in den Weihanchtsurlaub. Aber was hat dieser Urlaub mit Weihanchen zu tun? Städtetrips, schlafen in Hostels, rumstomern in San Francisco, einer Stadt, die ich schon immer sehen wollte.. Ohne Frage, ich freue mich schon sehr auf unseren Trip.
Gut. ob die 30 Stunden Busfahrt durch Mexiko, in Tijuana über die Grenze und dann immer weiter bis nach San Jose sein müssen weiß ich nicht. Aber in einem kranken Teil meines Gehirns freue ich mich selbst darauf.
Aber Weihanchten ist das nicht. Weihanchten findet dieses Jahr einfach nicht statt.
Zumindest nicht für mich! Irgendwie ist es schon seltsam. Das war immer eine Zeit im Jahr, auf den ich mich gefreut habe. Pläzchen, Schnee, Familienfeste, Geschenke..
Wenn ich so daran denke, werde ich es vermissen. Aber ich versuche einfach, auszublenden, dass jetzt eigentlich Weihanchten ist. Ich fahr in den Urlaub. Wird eine tolle Zeit, da bin ich sicher. Nur eben auf eine ganz andere Art und Weise ;)

Zum Abschluss noch ein paar Fotos für die, denen der Schnee zu viel wird.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Mexico!
Ich wünsche euch allen wunderschöne Weihanchten im Schnee und einen guten Rutsch ins neue Jahr!



Mitte Dezember auf dem Gras sitzen und die Sonnenstarahlen genießen..
doch, hat schon was!





Navojoa bei Nacht :)

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Ein Viertel Jahr Mexiko


Dezember - und der Weihnachtswahn ist ausgebrochen. Schon vor 2 Wochen hat es angefangen und jetzt ist endgültig "navidad". Ist ja schließlich schon 2. Dezember!
Überall, egal ob im Comedor, im Dormi oder im Institut ist alles dekoriert mit dem hässlichsten, kitschigsten Weihnachtsschmuck, den ich je gesehen habe.
Zum Beispiel rosa, pinke und lila Kugeln, Tonnen an Glitzer und dazu Schmetterlinge und Blumen an einem Plastik-Adventskranz. Was hat das denn mit Weihnachten zu tun?
Wahrscheinlich fände ich das alles gar nicht soo hässlich, wenn es nicht draußen tagsüber noch immer noch locker an die 22 Grad hätte und man im T-Shirt durch die Gegend laufen kann. Und wenn nicht der Weihnachtsbaum draußen direkt neben 2 Palmen stehen würde.
Für mich passt das im Kopf einfach überhaupt nicht zusammen. Und wenn ich dann von zu Hause erfahre, dass es schneit wie verrückt, werde ich doch ein bisschen melancholisch und vermisse die echte Vorweihnachtszeit.
Mit echten Tannenbäumen, die doch so gut riechen, Adventskalendern, Plätzchen, Christkindlmarkt, Tollwood und dem Schnee.
Letzten Sonntag, also am ersten Advent, hat es dann so richtig angefangen.
Wir haben uns vorgenommen uns, neben unserer normalen Arbeit, auch ein bisschen um die Waisenheimkinder hier zu kümmern und an diesem Tag haben wir unser erstes kleines Projekt - Adventskalender basteln - gestartet.


Wir haben allen Kindern Einladungen verteilt, Kekse und heiße Schokolade gekauft und darauf gehofft, dass unser Angebot auch angenommen wird. Wir wurden vorgewarnt, dass wir uns nicht zu viele Hoffnungen machen sollen, weil die Kinder vielleicht nicht kommen oder einfach keine Lust haben, zu basteln. Aber wir haben es trotzdem versucht. Und uns umso mehr gefreut, als es dann am Ende so gut geklappt hat.
Fast alle der Kleineren kamen und haben super mitgemacht, es war eine tolle Stimmung, wir haben Weihnachtsmusik gehört und es war ein richtig schöner Nachmittag für alle. Hier gibt es keine Adventskalender, aber als wir erklärt haben, worum es geht, waren alle gleich Feuer und Flamme. "Cada día algo dulce? Vamos!"


Jetzt hängen die Adventskalender hier im Institut und den Tag über kommt immer mal einer von den Kleinen vorbeigeschneit, um sein Säckchen zu leeren. Und ich bin richtig stolz, wenn ich sie im Flur hängen sehe. Weil sie es so gut gemacht haben, aber auch, weil es so gut geklappt hat.



Am Abend gab es dann noch eine fiesta, da wurde dann nämlich draußen der große Weihnachtsbaum (der übrigens aus Stoffbahnen in grün besteht..) "entzündet". Die Grundschule hat das Programm gestaltet und jede Klasse hat einen Teil der Weihnachtsgeschichte dargestellt, was gesungen oder getanzt. War richtig süß.
Und dazu gab es dann heiße Schokolade und frittierte Weizentortillas, die in Zucker und Zimt gewendet waren. Die mexikanischer Variante von Weihnachtsplätzchen eben - und sehr lecker.



Der Grund, warum das alles jetzt schon stattfindet ist, dass der Unterricht zumindest an der Uni schon am 10. Dezember endet. Dann fahren alle nach Hause oder "colportoren". Das bedeutet, dass sie über Weihnachten Bücher verkaufen gehen, um sich damit einen weiteren Teil ihres Studiums zu finanzieren.
Jedenfalls sind fast alle weg, für fast eineinhalb Monate, und wir bleiben hier alleine zurück.
Zumindest bis wir dann selbst in den Urlaub fahren. Doro noch Chicago und Daniel und ich zusammen erst über Weihnachten nach San Francisco und dann über Neujahr nach Los Angeles. Darauf freue ich mich schon sehr, wird bestimmt super.
Was wir allerdings den Rest der Zeit machen sollen, wissen wir noch nicht so genau.
Unsere Chefin meinte, es gibt sehr viel zu tun, aber was genau das sein soll wissen wir noch nicht. Naja, das werden wir dann schon sehen. Und wenn es im Institut nichts zu tun gibt, dann werden wir uns eben wieder Arbeit suchen, irgendwas sinnvolles werden wir schon finden.
Jetzt wünsche ich euch erst mal eine wunderschöne Vorweihnachtszeit. Genießt den Schnee, am besten für mich gleich mit!



Liebe Grüße aus dem jeden-Tag-aufs-neue-sonnige Mexiko!
(Lasst euch durch die Fotos nicht täuschen, die sind alle nachts aufgenommen.
Tagsüber liegen wir auch am ersten Dezembr noch in T-Shirt und Rock in der Sonne ;))


Sonntag, 7. November 2010

Die andere Seite von Mexico

Überall Staub, überall Dreck. Die Häuser sind aus Pappe, Stöcken und Lehm zusammengeschustert, es gibt kein elektronisches Licht, nur an wenigen Stellen Wasserpumpen. Die Menschen die hier leben wissen fast nichts über Hygiene oder Gesundheit, sie leben in Schmutz und Armut.
Die Kinder, oft 5 oder sogar mehr in einer Familie, sitzen barfuß auf dem staubigen Boden und spielen mit kaputtem Spielzeug oder einfach nur dem Müll, der überall auf den Boden geworfen wurde. Viele von ihnen haben fleckige Haut, ein Zeichen der Unterernährung, einige noch dazu schlimme Krankheiten. Doch an medizinische Versorgung ist nicht zu denken. Das Geld genügt oft nicht mal für das nötigste Essen, an abwechslungsreiche Kost oder Medikamente ist da nicht zu denken. Auch die Alten, die wahrscheinlich schon ihr ganzes Leben im selben, baufälligen Haus gelebt haben, können von Gehhilfen oder anderen Dingen, die das Leben einfacher machen, nur träumen. Sie sind auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen.


Wir sind schon vorher einige Male an solchen pueblos vorbeigefahren, aber diesen Samstag war es für uns das erste Mal, die Häuser von Nahem zu sehen, mit den Menschen, die dort wohnen zu sprechen.
Wir sind zusammen mit dem Institut und dem Waisenheim zu einem Sozialeinsatz gefahren, haben Essenspakete und Kleidung verteilt. Aber als ich diese Armut gesehen habe, wusste ich, dass das wenige, was wir ihnen gegeben haben, nicht wirklich hilft. Das Essen langt für eine Woche, in den großen Familien wahrscheinlich nur ein paar Tage und danach ist doch wieder alles gleich.

Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen soll, wie ich mich verhalten oder wo ich hinsehen soll. Ich kam mir richtig schäbig vor. Ich, die alles habe, stand da, vor den Familien, die unter dem Existenzminimum leben, und konnte nichts sagen, wusste nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Die müssen sich gefühlt haben wie Tiere, die in einem Zoo angegafft werden. Und doch werden sie für sich diesen Vergleich nicht machen können, weil bestimmt noch nie auch nur einer von ihnen in einem Zoo war.


Die Menschen die dort leben haben keine Perspektive, sie leben in ihrem kleinen Dorf und haben keine Möglichkeit, dort irgendwie wegzukommen, haben teilweise nicht mal ein Fahrrad, bei großem Glück vielleicht ein Pferd. Zu Fuß ist selbst das nächst große Dorf eine halbe Stunde entfernt, es gibt kaum Arbeit und keine Möglichkeit, an Bildung zu gelangen, die die Grundschule übersteigt. Und auch sonst findet man hier nichts, was an den Standard unseres Lebens reicht. Die Menschen dort haben noch nie in ihrem Leben einen anderen Teil der Welt gesehen, die Kinder und auch manche Erwachsenen kennen so etwas wie Internet, Handys oder Laptops höchstens vom Hören.

Als ich das alles gesehen habe, habe ich mich hilflos gefühlt. Ich bin hier, um zu helfen, und eigentlich sollte ich doch dann in einem solchen Dorf sein und versuchen, dort etwas zu ändern? Das Problem ist, dass so ein Projekt wie ein Fass ohne Boden ist. Hier müsste man von ganz vorne anfangen, mit Kursen über Hygiene, mit dem Aufbau stabiler Gebäude, mit dem Bau sanitärer Anlagen, mit Kursen für Kinder.. und diese Liste ließe sich noch ewig weiterführen.
Das alles würde mich grundlos überfordern, hier könnte ich nicht helfen. Da müsste ein ganzes Team ran, das sich auskennt, studiert hat und Ahnung hat. Und es gibt hunderte, sogar tausende solcher Dörfer. Also wie soll man wo anfangen?

Und trotz allem, trotz der ganzen Probleme und der Perspektivlosigkeit, können die Menschen dort lachen, die Kinder verbringen glückliche Stunden mit ihren Freunden und beklagen sich nicht. Von ihnen kann man soviel lernen.

Vor allem wir einem in einem solchen Moment bewusst, welches große Glück man selbst hat. Wie behütet mein Leben ist, war und sein wird, ist mir noch einmal viel deutlicher geworden. Es sind 3 Welten, in denen ich mich bewege. Die erste ist mein Zuhause in Deutschland, in dem ich alles habe, was ich will. Die zweite ist hier auf dem Campus, eine Welt, in der ich auf viel verzichten muss. Immer wieder kein Wasser, ein Zimmer mit 3 Leuten teilen, auf vielen Luxus verzichten. Und die 3. der Welten ist die Welt, in der diese Menschen leben.

Die Ungerechtigkeit der Welt ist schwer zu begreifen, gerade wenn man sowas vor den Augen hat. Wie kann es sein, dass Menschen übergewichtig werden, weil sie zu viel zu essen haben, wenn an anderen Orten der Welt Menschen an Unterernährung sterben? Das ist nur einer der hunderten von Fragen, die man sich stellen muss. Ich bin hier, um zu helfen, um etwas zu verändern, und doch stelle ich mir die Frage, wie viel ich letztendlich tun kann, was ich hier bewirken kann.

Montag, 1. November 2010

Novemberanfang: 35°C und ab an den Strand


November... es will einfach nicht in meinen Kopf, dass schon November ist. Hier ist
es immer noch wahnsinnig heiß und die Sonne strahlt jeden Tag an einem durchgehend blauen Himmel.

Es gab ein paar Tage, an denen es etwas kühler war, man die Nächte sogar frisch nennen konnte. Sofort haben alle Mexis ihre Pullis und warmen Klamotten aus den Schränken gezogen und die Klimaanlagen ausgestellt. Aber jetzt knallt die Sonne zur Mittagszeit wieder erbarmungslos.

Heute waren wir zum ersten Mal am Meer bei uns in der Nähe, genau genommen 30 Minuten mit dem Auto von Colpac, in Huatabambito. Alle, denen wir von unserem Vorhaben erzählt haben, haben uns gewarnt: „Da ist es total hässlich, ich fahre da nie hin“, aber wir wollten zumindest mal einen Blick riskieren – und waren mehr als positiv überrascht!

Ein fast menschenleerer Sandstrand, dunkelblaues Meer und tolle Palmen haben nur darauf gewartet, von uns in Beschlag genommen zu werden! Wir haben sogar ca. 100 Meter entfernt einen kleinen Delfinschwarm gesehen und eine direkt vor unseren Augen zubereitete Kokosnuss gegessen. Was will man mehr? Manchmal sind die Mexikaner wirklich komisch! Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag an den Strand hier fahren. Gut, mit Cancún kann der Strand vielleicht nicht mithalten, aber allemal mit jedem Strand am Mittelmeer. Wir hatten jedenfalls einen wunderschönen Sonntag und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal.

Sonst hatten wir vor kurzem 3 Tage lang mal kein Wasser. Das hieß für uns, mindestens einmal am Tag Eimer und Kanister, mit Wasser aus einem schnell angeschafften LKW-Anhänger gefüllt, zu uns ins Zimmer zu schleppen. Damit konnte man dann zumindest ein bisschen das Klo nachspülen oder sich mit einem Becher über dem Kopf die Haare waschen. Nach dem 3. Tag ohne Wasser ist es wirklich langsam ekelig geworden und das verrückteste war, dass trotz dem Wassermangel an einem Tag alle mühsam gesammelten „Vorräte“ auf einmal vernichtet wurden.

Die Jungs kamen nämlich nachst um 12 Uhr an, um allen Mädels hier eine Serenata zu singen. Ein Lied sogar extra nur für die „alemanas“. Wir haben uns natürlich sehr gefreut und nachdem die Jungs abgezogen sind, um das Ganze noch mal gegenüber, im High-school-Dormi, zu wiederholen, haben wir uns, mit Wassereimern (die vorhin erwähnten Wasservorräte, nur noch mit ein bisschen Erde gemischt ;)) bewaffnet, vor dem Ausgang postiert. Hier ist es nämlich Tradition, sich für eine Serenata zu bedanken, indem man die Jungs „nass macht“. Das ganze ist dann in eine Wasserschlacht ausgeartet, in der es kaum jemanden gab, der nicht von Kopf bis Fuß durchnässt war. Aber wir hatten alle Glück, weil genau passend zum Ende die Wasserpumpe wieder funktionniert hat und wir uns das schlammige Wasser aus den Klamotten und Haaren waschen konnten

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Am Tag drauf war denn die Reception, eine Art Galaabend, der hier einmal im Semester stattfindet. Das Thema war traditionelle Kleidung, was für mich natürlich perfekt war. Einfach wieder ins Dirndl geschlüpft und fertig. War ein toller Abend. Alle haben sich richtig rausgeputzt, es wurde gegessen, wir haben viel gelacht und natürlich wieder hunderte Fotos gemacht.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu meiner Arbeit hier. Dass ich darüber nicht so viele Worte verliere hängt nicht etwas daran, dass es mir nicht gefällt, sondern einfach an der Tatsache, dass sich da nicht so viel Neues und Spannendes tut.

Mir gefällt es jedenfalls immer noch sehr gut und das Unterrichten fällt mir mittlerweile schon viel einfacher. Auch in der Grundschule ist es viel besser geworden, weil mein Spanisch jetzt einfach besser ist und ich, zumindest fast immer, sagen kann, was ich sagen will.

Das Einzige, das mich an manchen Tagen wirklich stört, ist die Tatsache, dass vielen hier Englisch nicht so wichtig ist und sie deshalb oft einfach fehlen. Die Anne und die anderen Freiwilligen haben uns schon vorgewarnt, dass das vielleicht passieren wird, aber trotzdem geht es mir oft gegen den Strich, wenn nur die Hälfte der Schüler kommt. Naja, daran muss ich mich wohl einfach gewöhnen. Allgemein gefällt es mir wie gesagt auf jeden Fall sehr gut und ich hab meine Klassen schon richtig lieb gewonnen :)